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Insemination #1

Nun war es also soweit: Meine erste Insemination würde bald starten. Das ist insgesamt schon eine sehr aufregende Zeit.

Den Behandlungsplan habe ich dafür wie geplant umgesetzt. Das Clomifen habe ich sehr gut vertragen und soweit keine großartigen Nebenwirkungen gespürt. Habe mich aber ständig gefragt, was da in meinem Körper wohl gerade passiert. Ob ich überhaupt darauf anspringe? Oder ob vielleicht auch viel zu viel stimuliert würde?

In der Woche nach der Clomifen-Einnahme war ich total demotiviert und müde. Da ich nicht ausreichend geschlafen hatte, schob ich es eher darauf. Das war für mich schon ein schwer aushaltbarer Zustand. Normalerweise arbeitete ich total gerne und nun war ich total unmotiviert. Und dann kamen Gedanken hoch wie: Habe ich mir das auch wirklich gut überlegt? Schließlich war Müdigkeit auch eine Folge der Schwangerschaft. Und natürlich auch in den ersten Lebensjahren eines Kindes.

1. Ultraschall

Für den 9. Zyklustag hatte ich einen Termin zum Ultraschall. Da haben wir geschaut, wie es um die Reifung der Follikel stand. Fr. Dr. L. sagte, es wären zwei Eibläschen zu sehen, aber man konnte noch nichts über deren Entwicklung sagen. Zum Glück waren sie beide auf der Seite, die einen durchlässigen Eileiter gezeigt hatten. Aber ich war schon etwas ernüchtert, als Fr. Dr. L meinte, dass wir die Reifung weiter im Blick halten müssten. Noch konnte Sie nicht sagen, ob wir in diesem Zyklus starten könnten, weil kein „ordentlicher“ Follikel dabei war. Aber: Es war alles offen, also versuchte ich, hoffnungsvoll zu bleiben.

2. Ultraschall

An Tag 12 war ich für einen weiteren Ultraschall in der Kinderwunschklinik. Die Untersuchung zeigte, dass ein Ei mit einer Größe von 17 mm da war. Die Gebärmutterschleimhaut war nur 5 mm dick, das wäre nicht optimal, so Dr. L., berichtete aber gleichzeitig von einer Patientin, die mit einer geringen Dicke der Gebärmutterschleimhaut nun schwanger sei. Und die Schleimhaut würde sich ja noch weiter aufbauen über die nächsten Tage. Dr. L. sagte, wir würden entweder am nächsten Tag (Samstag) oder am Montag die IUI machen. Krass, jetzt war es wirklich nur noch eine Frage von Tagen.

Dr. L. würde mich am gleichen Tag nachmittags noch einmal anrufen, und das weitere Vorgehen mit mir besprechen. Dann verschrieb sie mir Ovitrelle zum Auslösen des Eisprungs und Progesteron für die Zeit nach der IUI und schickte mich zur Blutabnahme. Dort würde man mir auch erklären, wie ich die Ovitrelle zu nehmen hätte, sagte sie.

Brav ging ich zur Blutabnahme und anschließend dann einfach nach Hause. Draußen stellte ich dann unglücklicherweise fest, dass mein Fahrradschlüssel abgebrochen ist, als ich auf dem Hinweg das Schloss schließ. Mein Fahrrad musste ich also erst mal bei der Klinik stehenlassen. Wie gut, das ich bald für die IUI wiederkommen würde, dachte ich und überlegte derweil, wie ich das Problem mit dem abgebrochenen Schlüssel lösen könnte.

Die netten Frauen bei der Blutabnahme hatte mir auch nichts zur Ovitrelle gesagt. Na, das konnte ja heiter werden.

Anruf Dr. L.

Gegen Mittag meldete sich Frau Dr. L zum weiteren Vorgehen. Sie habe sich die Blutwerte angeschaut und demnach würden wir die IUI morgen machen. Die Ovitrelle sollte ich zwischen 15-16 Uhr setzen. Auf meine Nachfrage hin, wie ich das machen sollte, sagte sie, dass es dazu einige Videos auf Youtube gäbe, die ich mir anschauen könnte.

Ich sollte am nächsten Morgen kommen. Sie teilte mir auch mit, dass sie die Insemination nicht selbst würde durchführen können, da sie ihre Schicht bereits vor einiger Zeit getauscht habe. Ein Kollege würde sie vertreten. Na toll, dachte ich. Ein wildfremder Mann. Aber gut, da musste ich durch, es würde schon nicht schlimm werden. Und Wahnsinn: Es ging los! Ich wurde immer aufgeregter. Und ja, ich würde das weiter durchziehen – allen Zweifeln zum Trotz. Die hatte ich auch gar nicht mehr, das war nur kurz vorher noch so.

Aufgrund von Arbeitsterminen musste ich die Ovitrelle dann um kurz vor 15 Uhr nehmen. Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt im Homeoffice und hatte dafür mein privates Umfeld. Ich war ziemlich aufgeregt und froh, dass ich alles zum Desinfizieren zu Hause hatte. Ich schaute mir die Videos zum Verabreichen der Spritze 3 x an, um bloß nichts falsch zu machen. Und dann zack, hab‘ ich mich zum ersten Mal in meinem Leben selbst gespritzt. Das war ehrlich gesagt ziemlich abgefahren. Aber nicht so cool, dass ich das furchtbar gerne und oft wiederholen möchte. Ich drücke mir die Daumen, dass ich nicht so viele IUI-Versuche absolvieren muss, um schwanger zu werden.

Zum ersten Mal in meinem Leben setzte ich mir selbst eine Spritze.

Und dann ging es auch schon wieder an den Rechner und in den nächsten Arbeitstermin. Als sei nichts gewesen. Im Termin hatte ich einmal kurz das Gefühl, dass mir schwindelig wurde. Aber wie gesagt, war ich eh in der Woche erschöpft, müde und unmotiviert. Das musste mit der Ovitrelle nichts zu tun haben.

Die Insemination

Am Tag der Insemination war ich natürlich auch total aufgeregt. Das merkte ich allein schon daran, dass ich viel früher aufwachte, als ich musste. Ich war innerlich schon unruhig. Ich fühlte mich aufgequollen, dabei war mein Gewicht so niedrig, wie die letzten Jahre nicht und das schon konstant seit einer Woche. Außerdem machte ich mir Gedanken, was ich alles ab heute Vormittag nicht mehr machen dürfte. Am Vorabend war ich noch zum Spieleabend mit Freunden und Bekannten eingeladen. Da habe ich mir meine eventuell vorerst letzten zwei Gläser Wein gegönnt.

In der Zeit bis ich aufbrechen musste, schaute ich mir die ganze Zeit Infos darüber an, wie lange die Einnistung dauern würde, errechnete den möglichen Geburtstermin, etc. Alles drehte sich nur noch um dieses Ereignis. Und entweder es war mit diesem Mal vorbei oder ich würde es ein oder mehrere weitere(s) Mal(e) machen müssen und dann auch routinierter werden. Aber das hoffte ich natürlich nicht.

Ich bin rechtzeitig los, um mich entspannt auf den Weg machen zu können und nicht auch noch in Stress zu kommen. Das klappte alles ganz gut. Dort angekommen reagierte erst mal niemand auf mein klingeln. Fr. Dr. L. hatte mir für diesen Fall eine Telefonnummer gegeben, die ich anrufen sollte. So tat ich auch und jemand an der anderen Leitung sagte mir, dass er die Tür öffnen würde. Ich wartete und wartete und nichts geschah. Zwei Minuten wollte ich ihm noch geben, um nicht zu spät zu sein, da kamen zwei Frauen aus dem Gebäude und ließen mich rein. Oben empfing mich ein junger Herr, der mich ins Wartezimmer geleitete und mir sagte, der Arzt würde mich aufrufen. Ich saß ganz alleine dort.

Nach nur wenigen Minuten wurde ich schon aufgerufen. „Sie sehen ängstlich aus, wenn ich das so sagen darf„, sagte der Prof. zu mir. „Ich bin ein bißchen aufgeregt,“ erwiderte ich. „Das ist gar nicht nötig, es ist wie eine ganz normale Untersuchung,“ versuchte mich der Arzt zu beruhigen. Aber es war ja gar nicht (nur) die Insemination an sich, die mich aufgeregt machte, sondern alles, was sich im Nachhinein für mein Leben dadurch ändern könnte.

Und schon gingen wir rüber ins Behandlungszimmer. Der Arzt schaute sich meine Follikel und die Gebärmutter noch einmal via Ultraschall an. Die Gebärmutterschleimhaut hatte noch mal einen Millimeter auf 6 mm zugelegt. „Eine zarte Gebärmutterschleimhaut„, bemerkte der Prof. Ich hatte gehofft, dass die Schleimhaut sich über Nacht noch weiter aufgebaut haben würde, aber das war wohl utopisch. Hatte ich doch gestern noch gelesen, dass eine Dicke von mindestens 7 mm am besten sei für eine Einnistung. Aber gut, soweit war es ja auch noch nicht.

Prof. Dr. N. schaute sich vor der Insemination das gereifte Follikel noch einmal an. Dann startete er mit der Insemination.

Der Follikel sah weiterhin gut aus. Der Arzt erklärte mir, dass die Spermienqualität sehr gut sei und bei 43 Mio. läge. „Normalerweise wären 5 Mio. ausreichend,“ sagte er. Das beruhigte mich und ich fühlte mich in der Wahl meiner Samenbank und meines Spenders bestätigt. Und dann ging es auch schon los mit der Insemination. Direkt danach durfte ich wieder aufstehen, mich anziehen und schwupp war die Prozedur vorbei. Am Vorabend hatte ich noch gelesen, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei IVF-Behandlungen bei Frauen, die sofort aufstünden, höher sei als bei Frauen, die noch 15 min liegen blieben. Obwohl ich beim direkten Aufstehen die Sorge hatte, dass sofort wieder alles aus mir rauslaufen würde, versuchte ich darauf zu vertrauen, was der Arzt und die Studie mir empfohlen.

Das passiert danach im Körper

Danach ging ich nach Hause und recherchierte erst mal, was nun in meinem Körper passierte. Durch die Insemination waren die Spermien nun in mir und konnten dort bis zu 5 Tage überleben. Durch die Ovitrelle sollte mein Eisprung innerhalb von 24-36 Stunden nach Gabe stattfinden. Das sollte also in der Nacht auf Sonntag geschehen. Jetzt musste ich also nur noch warten, bis der Eisprung einsetzte und darauf hoffen, dass die Eizelle durch ein erfolgreiches Spermium befruchtet würde und sich einnistete. Um dafür günstige Bedingungen zu schaffen, nahm ich ab dem nächsten Tag, wie von Dr. L. verschrieben, täglich Progesteron.

Nun würden sich Millionen von Spermien meines Spenders auf den Weg zu meiner Eizelle machen. Ob wohl eines erfolgreich war und sich die befruchtete Eizelle danach einnistete?

Halleluja – die erste Insemination war geschafft! Nun hieß es abwarten.