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11. & 12. SSW: Ich werde depressiv

11. SSW

Das Unwohlsein geht weiter

Wann geht die Übelkeit, das Unwohlsein endlich weg? Inzwischen fieberte ich dem Tag entgegen, an dem es endlich merklich besser sein würde.

Ich hatte recherchiert: In der 10. SSW sind die hCG-Werte am höchsten, weshalb nach Ende dieser Woche die Übelkeit langsam nachlassen kann. Dass das bei mir so kommen würde, hatte ich nicht erwartet, wenn aber gehofft. Warum hatte ich nicht damit gerechnet? Weil meine Übelkeit schon in der 6. Woche startete. In dieser Zeit hat man ungefähr einen Wert zwischen 500 – 10.000 U/l. Zwischen der 11. – 14. Woche dann zwischen 10.000 – 100.000 U/l. Dass es mir mit so hohen Werten schnell wieder besser gehen sollte, bezweifelte ich folglich stark.

Und so kam es dann auch. Mir ging es in der 11. Woche nicht besser. Aber: Es könnte jeden Tag besser werden. Also hoffte ich weiter. Es kam SSW 10+3. Noch immer wurde es nicht besser. Und dabei blieb es nicht. Vieles macht mir auch einfach keinen Spaß mehr. Das, was mir vorher immer viel Freude bereitet hatte, wurde zur Anstrengung. Wie zum Beispiel Konzerte. Davon war ich in den ersten Wochen der Schwangerschaft auf einigen gewesen – sogar auf Sitzkonzerten war es anstrengend.

Freunde zu treffen ist ebenfalls erschöpfend für mich. Denjenigen, die noch nicht von meiner Schwangerschaft wissen, sage ich oft noch spontan ab, weil ich keine Lust habe, mein Unwohlsein zu verstecken. Das kostet nämlich auch Kraft. Dadurch bin ich viel allein. Mir als sehr sozialem Menschen tut das nicht gut. Es ist so wider meiner Natur.

Vielleicht auch ausgelöst dadurch, geht es mir psychisch nicht gut. Ich bin wieder in eine depressive Phase gerutscht. Ich merke, dass mein Wunsch, diese Schwangerschaft in einer Partnerschaft bzw. nicht alleine durchstehen zu müssen, unendlich groß ist.

Bedingt durch die Übelkeit geht es mir nicht nur körperlich, sondern mit der Zeit auch psychisch schlechter. Ich isoliere mich von Freundinnen, schaffe es nicht ins Büro und schleppe mich zu Konzerten.

Meine Therapeutin spricht die Vermutung an, dass mir eine Partnerschaft doch wichtiger sei als ein Kind. Das wäre natürlich fatal. Sie hat tatsächlich etwas Alarm geschlagen, weil sie scheinbar die Vermutung hat, dass diese depressive Phase nicht durch die Hormonumstellung bzw. mein Unwohlsein ausgelöst wird. Freuen kann ich mich aber tatsächlich gerade wenig über den Zwerg in mir. 😢 Allerdings bin ich tief und fest davon überzeugt, dass es mir wegen der Übelkeit und des allgemeinen Unwohlseins psychisch so schlecht geht. Nicht wegen des Partnerschaftswunsches.

Hoffnung in Sicht?

Ab der Hälfte der 11. SSW wird es langsam besser, die Übelkeit lässt etwas nach. Am zweiten Tag nachdem ich das bemerke habe ich sogar wieder Kaffee am Morgen getrunken. Eine Wohltat. Wobei er schon anders schmeckt als noch vor der Schwangerschaft. Aber egal. Ich muss zwar schon direkt nach dem Aufstehen bzw. nach dem Kaffee etwas essen, aber mein Körpergefühl ist deutlich besser. Damit steigt auch meine Laune stark an. Puh – darüber bin ich sehr erleichtert. Klar, ich bin nicht direkt fit wie ein Turnschuh, aber ich gehe viel fitter durch den Tag und kann alle Aktivitäten, sei es Arbeit oder Freunde treffen, viel mehr genießen als zuvor.

Auch habe ich mich seit dem Termin bei der Gyn das erste Mal wieder gewogen. Hatte ja ein sehr schlechtes Körpergefühl durch das ständige Essen gegen die Übelkeit. Tatsächlich aber habe ich bisher nur 2 – 2,5 kg zugenommen. Das hält sich echt noch in Grenzen. Und jetzt mit dem neuen Körpergefühl muss ich auch nicht mehr so viel essen und kann wieder mehr auf das achten, was ich esse. Ich merke auch seit ein paar Tagen, dass ich wieder mehr Lust auf gesunde Sachen (Gemüse) habe.

Am letzten Tag der 11. Woche habe ich meine Chefin und den Personalbereich über meine Schwangerschaft informiert. Dazu ergab sich die Gelegenheit, da ich einmal nicht im Homeoffice war und ich mit meiner Vorgesetzten ein persönliches Gespräch führen konnte. Sie hat sich sehr gefreut und mir zugesichert, dass sie alles dafür tun wird, dass ich nach meiner Rückkehr wieder auf meine Stelle komme. Da ich rechtlich als Rückkehrerin nur einen Anspruch auf eine gleichwertige Stelle habe, war ich sehr erleichtert das zu hören. Denn ich liebe meinen Job und wollte unbedingt wieder dorthin zurück. Eigentlich habe ich auch nichts anderes von meiner Chefin erwartet, da ich weiß, dass sie mich und meine Arbeitsweise sehr schätzt. Aber man weiß ja nie.

Wir haben mögliche Szenarien zu meiner Abwesenheit durchgesprochen. Tatsächlich ist für sie eine längere Elternzeit besser, da es damit auch bessere Chancen gibt, die Stelle in der Zwischenzeit befristet zu besetzen. Das hat mich beruhigt, da ich so in Ruhe die 14 Monate Elternzeit (zwei Monate Mutterschutz plus zwei Monate Elternzeit) werden nehmen können und mich nicht um eine frühere Betreuung für mein Nesthäkchen kümmern muss. Ich bin wirklich froh, dieses Gespräch hinter mir zu haben und ebenso darüber, wie es verlaufen ist.

12. SSW

Mit dem Unwohlsein geht es auf und ab. Dennoch geht es mir insgesamt besser. Meistens war es nun vormittags gut und nachmittags ging es mir schlechter. Trotzdem hatte ich auch Tage, an denen es mir richtig schlecht ging und sich auch Kopfschmerzen zur Übelkeit/zum Unwohlsein dazugesellten.
Aber ich bin in den nun besseren Zeiten aus meinem psychischen Tief gekommen, was sehr gut ist. Ich freue mich sehr über die Zeiten, in denen es mir besser geht und hoffe, dass dies bald kontinuierlich anhält. Auch, weil ich mir davon wieder mehr „Kontrolle“ über mein Essverhalten verspreche. Aktuell esse ich noch übermäßig viel gegen das Unwohlsein/die Übelkeit und dann auch längst nicht so gesund, wie vor meiner Schwangerschaft. Aber bis es soweit ist, werden sicherlich noch einige Wochen vergehen, schätze ich. Bis dahin muss ich das weiterhin aushalten.

Jetzt bin ich sehr gespannt auf den nächsten Termin bei meiner Gynäkologin, der noch in der 12. SSW stattfinden wird. Da wird sich mein (mittlerweile) Fötus ja etwas genauer angeschaut und ich werde erste Hinweise darauf bekommen, ob mein Nesthäkchen gesund ist.

Ich merke, dass es mir auf jeden Fall schlechter geht, wenn ich mir zu viel vornehme. Ein Tag im Büro mit Vorstellungsgesprächen und am Nachmittag noch der Vorsorgetermin bei der Gyn. Danach wieder an den Schreibtisch. In der Zwischenzeit wenig getrunken und zack habe ich irre Kopfschmerzen, die nicht mal mit einer Tablette und einer Nacht Schlaf wieder verschwinden. Ich muss echt gut für mich sorgen, sonst fühle ich mich gleich richtig elend. So schwanger zu sein macht mir definitiv keinen Spaß!

Nehme ich mir zu viel vor, lässt es mich mein Körper schnell spüren. Kopfschmerzen gehören nun einmal wöchentlich dazu

Es geht mir also weiterhin in Wellen besser bzw. schlechter. Weiterhin drücke ich mir die Daumen, dass es stetig besser wird. Doch auch wenn es schon besser geworden ist, so zieht sich diese Phase nun auch schon 1,5 Wochen durch. Vielleicht wird es ja in der 13. Woche besser. Es gilt weiterhin Daumen drücken.