Ohne Sperma kein Baby, soviel ist klar. Dass die Wahl eines geeigneten Spenders nicht einfach für mich war, habe ich bereits an anderer Stelle beschrieben. Da meine erste Insemination nun allerdings immer näher rückte, musste ich zusehen, dass ich rechtzeitig Spendersamen kaufte und diese in meine Kinderwunschklinik transferieren ließ. Über meinen Kontakt zu den anderen Solomüttern in den sozialen Medien und den von ihnen geteilten guten Erfahrungen war ich mir mittlerweile sicher, bei der Samenbank zu bleiben, die ich von Anfang an ausgewählt hatte. Viel zu gut waren die Kritiken zum Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wie viel Spendersamen soll ich kaufen?
Je konkreter die Kinderwunschbehandlung wurde, desto konkreter wurden auch meine Überlegungen zum Kauf von Spendersamen. Allein die Frage, wie viele ich kaufen sollte, beschäftigte mich mehrere Tage. Man weiß vorher nie, wie viele Versuche es braucht, schwanger zu werden. Es kann nur einer nötig sein, aber auch zehn oder mehr. Die Samenbank selbst empfiehlt fünf bis sieben Halme zu kaufen. Aber wenn man erst mal Samenhalme gekauft hat, kann man sie nicht oder nur mit einem höheren finanziellen Verlust wieder zurückgeben. Aber was, wenn man zu wenige kauft und dann vom Samenspender keine Proben mehr verfügbar sind? Und basierten diese Erfahrungswerte auf Versuchen von Paaren, die schon vorher erfolglos waren? Oder basierten sie auf wirtschaftlichem Denken? Alle diese Fragen schwirrten eine Weile in meinem Kopf. Ich fand die Entscheidung wirklich schwierig.
Meine Ärztin in der Kinderwunschklinik riet mir, zunächst zwei bis drei Halme zu kaufen. Erst dachte ich, dass sie die dann – je nach Qualität – nur für einen Inseminationsversuch nutzen würden. Aber als ich heute dort war und noch mal nachgefragt hatte, erklärte sie, dass das für die jeweiligen Inseminationsversuche wäre. Bis zu drei würde sie machen, bevor sie zu einer in vitro Fertilisation wechseln würde. Doch kaufen und zur Kinderwunschklinik transferieren konnte ich die Samenhalme noch nicht, da noch Unterlagen fehlten. Ohne die würden sie keine Samenhalme von mir annehmen.
Und dann war da noch die Sache mit der Verfügbarkeit meiner Lieblingsspender. Mit all diesen Informationen bzw. Verfügbarkeiten musste ich nun irgendwie zu einer Lösung kommen.
Das Samenspende-Depot
In dieser Zeit war ich häufiger auf der Seite der Samenbank. So erfuhr ich von einem Angebot, das nicht uninteressant war für mich. Nämlich, ein Depot für gekaufte Samenspenden dort anzulegen. Dieses Angebot galt für sechs Monate und war umsonst. Da ich in den nächsten Wochen loslegen wollte, aber ja noch nicht direkt an meine Kinderwunschklinik liefern lassen durfte, kam das Angebot für mich sehr gelegen.
Ich stöberte noch mal durch meine angelegten Favoriten-Spender auf der Seite der Samenbank. Wenn ich ehrlich zu mir war, gab es nur einen, den ich richtig gut fand. Von ihm gab es zwar nur ein Kinderfoto, aber darauf war er so entzückend. Leider er war immer ausverkauft. Scheinbar gefiel er nicht nur mir so gut… Daher schaute ich mich auch immer wieder intensiv nach anderen Spendern um und war enttäuscht und traurig, dass ich sehr wahrscheinlich einen faulen Kompromiss eingehen müsste.
Dann fand ich einen anderen Spender, den ich mir auch gut vorstellen konnte. Aber er war definitiv auf Platz zwei. Es gab zwar mehrere Fotos aus dem Baby-, Kleinkind- und Kinderalter, aber ich fand ihn nicht so passend, wie den anderen Spender. Daher hatte ich mir überlegt, in den nächsten Tagen mal bei der Samenbank anzurufen und mich beraten zu lassen. Vielleicht wussten sie ja, ob mein Lieblingsspender demnächst wieder verfügbar würde.
Lieblingsspender verfügbar
Und dann passierte etwas, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte. Plötzlich gab es von meinem Lieblingsspender wieder 20 verfügbare Samenhalme. Ich wollte gleich am nächsten Morgen anrufen. Dann sah ich, dass es plötzlich nur noch zwölf Proben gab. Wie schnell wurde der denn bitte verkauft? Das war ja fast wie bei Apple und einem neuen iPhone-Release.
Da ich kurz vor der Insemination stand, war ich hin und hergerissen. Sollte ich noch bis morgen warten oder direkt Proben kaufen? Immerhin verschickte die Samenbank weltweit. Konnte über Nacht alles ausverkauft sein? Es gab nur noch ZWÖLF Halme. Ich erinnerte mich: Beim letzten Mal waren die Samenhalme von ihm auch ratzfatz ausverkauft. Ich musste mich entscheiden, und zwar schnell. Oder lieber nichts überstürzen? Was, wenn ich dort morgen anriefe und Infos bekäme, die mich davon abhielten, ihn zu nehmen?
Und wie viele Halme sollte ich dann nehmen? Zwei oder drei? Von einigen Solomüttern habe ich erfahren, dass sie mit einem Spender nicht schwanger geworden sind, es dann aber nach einem Spenderwechsel klappte. Sie führten das darauf zurück, dass es biologisch nicht gepasst hat. Sowas weiß man ja vorher nicht. Und die Chance, dass man jemanden online findet, der biologisch passt, ist ja auch nicht gerade hoch. Der „Nasenfaktor“ kann gar nicht mitentscheiden.
Spender #1 gefiel mir schon sehr gut. Und ich war mir sehr sicher, dass ich mich sehr ärgern würde, wenn ich keine Halme von ihm mehr kaufen könnte. Nach langem hin und her habe ich mich dann dazu entschieden, die Proben noch am gleichen Abend zu kaufen. Und trotzdem musste ich 2 x meine Kreditkarte zücken, bevor ich wirklich bestellt habe.
Der finale Klick
Das war ziemlich aufregend! Und teuer! Habe drei Halme gekauft. 3200 € habe ich gezahlt. Ohne Lieferkosten. Aber ich konnte mir so drei Samenhalme meines Lieblingsspenders reservieren, bis ich sie rüberschicken konnte. Für lau, jippie. So konnte ich die Zeit gut überbrücken, bis ich die Formalia mit der Kinderwunschklinik endlich geklärt hatte.
Am nächsten Morgen waren natürlich immer noch neun Proben von ihm verfügbar. Aber egal. Vielleicht habe ich genau den Nervenkitzel gebraucht, um mich endlich für einen Spender zu entscheiden und zuzugreifen.
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